Streuobst – die besondere Form des Obstbaues ist gekennzeichnet durch:
Solche Obstbäume haben über Jahrhunderte die Landschaft in Linsengericht geprägt. Neben der Erholung für Körper und Seele sind Streuobstwiesen zusammen mit Wegrandbepflanzungen und Straßenobstbäumen Lebensraum für eine Vielfalt von Tieren, die im Biotopverbund ca. 5.000 Tierarten beherbergen können (Vögel, Nagetiere, Fledermäuse, Insekten als Lebensgemeinschaft). So üben sie einen positiven Einfluss auf das örtliche Kleinklima aus und schonen Böden und Gewässer.
Im Jahr 1920 finden wir im Jahrbuch des Kreises Gelnhausen den Satz:
„Wer einmal zur Zeit der Baumblüte über die Bucht des Linsengerichts geschaut hat, wird sicher erfreut durch die Lieblichkeit und Mannigfaltigkeit dieser in sich abgeschlossenen Landschaft.“
Zitate aus dem „kleinen Obstbaubuch für den hessischen Spessart“ von 1997, wie z. B. „… der größte Teil der offenen Landschaft dieses Gebietes weist eine gute bis sehr gute Standorteignung auf. Hervorzuheben ist der Bereich zwischen Altenhaßlau und Eidengesäß, der sich nach Südwesten öffnet. Hier weisen die Hänge einen hohen Strahlengenuss auf und sind daher auch für anspruchsvolle Sorten gut geeignet.“
„Das dort erzeugte Obst war geschmacklich hervorragend und ist auch heute noch gesucht.“
„Man kann mit Sicherheit noch heute in den Gemarkungen von Linsengericht unzählige alte und heute fast vergessene Obstsorten finden“…
… verdeutlichen dies und sind als Ansporn zu betrachten, die landschaftsprägenden Bestände der Obstbäume auch für zukünftige Generationen zu erhalten, da sie neben der klassischen Obstnutzung auch eine hohe und wichtige ökologische Funktion in der offenen Kulturlandschaft erfüllen.
Diese besondere Form des Obstanbaues hatte ihren Höhepunkt in Deutschland Anfang des 20. Jahrhunderts bis ca. 1930 mit einem ganz wesentlichen Anteil an der ganzjährigen Versorgung der Bevölkerung mit vitaminreichem Obst. Allerdings beginnt die geschichtliche Entwicklung viel, viel früher, nämlich weitgehend 7000 v. Chr. im Zweistromland zwischen Euphrat und Tigris, als die antiken Völker sowohl die Getreidearten aus den Wildgräsern kultivierten, die Haustiere domestizierten und letzten Endes die essbaren Obstsorten aus den Wildarten der einzelnen Arten entwickelten. Zwischen 7000 bis 3000 v. Chr. dürften vermutlich im Rahmen der Völkerwanderungen die Kenntnisse bis nach Griechenland gelangt sein, wo insbesondere Aristoteles und sein Schüler Theophrast Bücher über die Naturgeschichte verfassten, die die damals bereits bekannten Gesetzmäßigkeiten beschrieben. Von den Griechen kamen die damaligen Erkenntnisse über die einzelnen Sorten zu den Römern, die sie weiter verfeinerten; eingerichtet werden Saatschulen (Seminarien) und Pflanzschulen (Plantarien), sodass bereits 30 Apfelsorten beschrieben werden. Die Römer verbreiteten und vertieften ihr Wissen ständig, sodass es über die Alpen bis an den Limes und in dessen vorgelagerte Gebiete letztendlich auch bereits bis in unsere Heimat gelangt sein dürfte.
In unserer Region kam ein weiterer Aspekt hinzu; der in Germanien beheimatete Holzapfel (ein kleiner harter Wildapfel) wurde mit den veredelten Sorten gekreuzt, weiterentwickelt und förderte damit die Standorteignung der Gehölze.
Nach der römischen Zeit (ca. 300 n. Chr.) wurde hier in Deutschland der Obstbau von 3 Strömungen wesentlich mit beeinflusst:
Für weitere Informationen empfehlen wir das Buch "Die Landschaft im Linsengericht" von Herrn Ralf Weppler