Verschwisterungen

Alsónána

Die Kontakte zwischen den beiden Gemeinden in Ungarn und in Deutschland reichen bis in den Anfang der 90-er Jahre des letzten Jahrhunderts zurück. Ehemalige Bürger und Bürgerinnen aus Alsónána, die 1946 ihre ungarische Heimat verlassen mussten und inzwischen in Linsengericht eine neue Heimat gefunden haben, sind an den damaligen Bürgermeister Theo Ratzka herangetreten und haben ihn gebeten, gemeinsam ihre alte Heimat zu besuchen.

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    Frau Magdalene Sprau sowie die Herren Johann Wink, Jakob Laubhan waren die Impulsgeber, dass Bürgermeister Theo Ratzka, begleitet vom Beigeordneten Heinz Breitenbach, eine erste Reise nach Alsónána im Jahre 1993 antraten. Die beiden Linsengerichter Kommunalpolitiker nahmen damals an den Feierlichkeiten, die anlässlich der gelungenen Sanierung der Evangelischen Kirche von Alsónána und der Einweihung des Ehrenmals für die während der beiden Weltkriege gefallenen und vermissten Soldaten aus Alsónána stattfanden, teil. Erste Gedanken an eine partnerschaftliche Beziehung wurden sowohl von Bürgermeister Lászlo Kollár als auch von Linsengerichter Seite entwickelt.

    Es dauerte nun noch drei Jahre bis 1996 die Verbindung zwischen den Gemeinden wieder stärker in den Blickpunkt rückte. Nach einem Besuch von Bürgermeister Lászlo Kollár in Linsengericht wurde eine Einladung an die Gemeindegremien zum alljährlichen Weinlesefest ausgesprochen. Aus Termingründen konnte das Fest leider nicht besucht werden. Es kam jedoch nun auf Linsengerichter Seite wieder Bewegung in die Angelegenheit. Der Gemeindevorstand Linsengericht sprach sich für ein Kennenlernen aus und die Vorbereitungen für einen Besuch wurden in die Wege geleitet.

    Im Sommer 1997 weilte dann eine 38-köpfige Delegation des Heimat- und Geschichtsvereins Linsengericht unter Leitung von Frau Magdalene Sprau und dem 1. Vorsitzenden, Herrn Otto Joh, in der heutigen Partnergemeinde Alsónána, um die Voraussetzungen für die Aufnahme von freundschaftlichen Beziehungen auf Gemeindeebene zu prüfen.

    Nach der Rückkehr aus Ungarn wurde am 27. Okt. 1997 der Wunsch nach Bildung eines Freundschaftsverhältnisses mit der südungarischen Gemeinde Alsónána durch den Vorstand des Heimat- und Geschichtsvereines Linsengericht an den Gemeindevorstand Linsengericht mit einem zweiseitigen Schreiben nachhaltig dokumentiert.

    Nach der positiven Antwort des Gemeindevorstandes Linsengericht wurden in einem Gespräch zwischen dem Heimat- und Geschichtsverein und dem Gemeindevorstand die weiteren Schritte auf dem Weg zu einer vertraglichen Vereinbarung festgehalten.

    Die Bildung einer Partnerschaftskommission Alsónána der Gemeinde Linsengericht war der nächste Schritt auf dem Weg zur offiziellen Partnerschaft. Die Kommission setzt sich aus Mitgliedern des Gemeindevorstandes, der Gemeindevertretung und Mitgliedern des Heimat- und Geschichtsvereins zusammen. Mit der Leitung der Kommission wurde der Beigeordnete Heinz Breitenbach betraut.

    Nach einer Reihe von gegenseitigen Besuchen zur Altenhaßlauer Straßenkerb bzw. dem Linsengerichter Weihnachtsmarkt und dem Weinlesefest in Alsónána kam es im Jahr 2001 nach der Zustimmung durch den Gemeindevorstand (20. Nov. 2000) und der Gemeindevertretung Linsengericht (22. Feb. 2001) zur Unterzeichnung eines Freundschaftsvertrages zwischen Alsónána und Linsengericht. Im Rahmen eines feierlichen Festaktes im Foyer des Bürgersaales Eidengesäß am 4. Aug. 2001 unterzeichneten die Bürgermeister Ferenc Czifra und Theo Ratzka im Beisein einer stattlichen Zahl von Gästen aus beiden Kommunen den Freundschaftsvertrag. Im Oktober 2001 fand im Standesamt der Gemeinde Alsónána die offizielle Veranstaltung auf ungarischer Seite statt.

    In den folgenden Jahren 2002 – 2005 gab es wiederum jährliche Besuche und Gegenbesuche, um die freundschaftlichen Beziehungen zu festigen bzw. auszubauen. Mit der Aufstellung von zwei Hinweistafeln auf die Partnergemeinde Alsónána und die Verschwisterungsgemeinde St. Etienne du Bois am Ortseingang von Altenhaßlau werden auch optisch die Partnerschaften zu Gemeinden in Ungarn und Frankreich hervorgehoben.

St. Etienne du Bois

Presseartikel anlässlich des 50jährigen Verschwisterungs-jubiläums im Jahr 2015

Im Zeichen der Freundschaft und enger Verbundenheit zweier einst verfeindeter Völker feierten 100 Besucher aus dem französischen St. Etienne du Bois und viele Linsengerichter 50 Jahre Partnerschaft. Gerade im Zeichen des Terrors, der Frankreich erschütterte, sind fünf Jahrzehnte der Freundschaft ein klares Zeichen, wie Völker und Kulturen zusammengeführt werden können. „Ich wünsche mir, dass wir in Zukunft noch enger zusammenrücken“, blickten Pascal Robin und Sascha Haas, Vorsitzende der Verschwisterungskomitees, in eine gute Zukunft in Frieden und Freiheit.

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    „Vor mehr als 50 Jahren, am 22. Januar 1963, unterzeichneten Charles de Gaulle und Konrad Adenauer einen besonderen Vertrag“, sprach der Europaabgeordnete Thomas Mann den Tag an, an dem aus den einstigen Feinden Frankreich und Deutschland Partner im Laufe der folgenden Jahre wurden. Thomas Mann wie auch Bürgermeister Albert Ungermann zeichneten insbesondere das Bild, dass nur wenige Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg beide Seiten verstanden hatten, dass Frieden, Freiheit und Wohlstand in Europa nur möglich seien, wenn beide Nachbarstaaten eng zusammen arbeiten. Albert Ungermann dankte insbesondere den Initiatoren und allen seither Verantwortlichen dafür, dass diese Beziehung mit Leben gefüllt ist.
    Von Beginn an entstanden Freundschaften, die auch Pascal Robin und Sascha Haas pflegen. „Ich bin mit einer engen Beziehung zu unseren französischen Freunden aufgewachsen und freue mich sehr, dass sich so viele Menschen ebenfalls dafür einsetzen, die Verbindungen noch enger zu knüpfen“, sagte Sascha Haas in seiner Rede. Dem konnte Pascal Robin nur zustimmen. Auch wenn rund 650 Kilometer zwischen den beiden Orten lägen, seien sie doch eng miteinander verbunden. Durch moderne Technik und besserer Verkehrswege sei es leichter geworden, sich zu treffen. Und das werde auch außerhalb der offiziellen Austausche zum Altenhaßlauer Weihnachtsmarkt und dem Bierfest in St. Etienne du Bois rege genutzt. „Und vielleicht lernen wir bald eine neue Sprache, die alle Menschen in Europa als ihre gemeinsame Sprache sprechen“, sieht Robin eine gute Zukunft auf einem vereinten Kontinent.
    Die stellvertretende Bürgermeisterin Sophie Servignat überbrachte die Grüße von Bürgermeister Alain Chapuis, der wegen der Regionalwahlen und Ehrungen der Feuerwehr nicht nach Linsengericht kommen konnte. In seinem Brief, den die Stellvertreterin verlas, wünschte sich Chapuit, dass in den Zeiten, in denen Frankreich und Europa durch den Terror von Paris erschüttert würden, alle noch enger zusammenrückten.
    Auch die Kindertagesstätten der Gemeinde beteiligten sich gerne und bastelten Hühner als Dekoration. Die Dekogruppe um Annette Otto und Simone Naujoks statteten Servignat, Robin, Ungermann, Haas und den Pfarrern Imhof und Klein mit Freundschaftsschals aus. Mit der Partnerschaft zwischen Frankreich und Deutschland ist es gelungen, Frieden und Wohlstand nach Europa zu bringen. Die beiden Länder müssten immer ein Beispiel für die Welt sein, wie aus einstigen Feinden enge Freunde würden, die auch in schweren Zeiten fest zueinander stünden. Das machte der Europaabgeordnete Thomas Mann mit seinem Besuch klar. Vor allem zeigten sich die 100 Besucher und die vielen Gastfamilien, die die Gäste aufnahmen, wie sehr die beiden Orte bereits verwoben sind. Langjährige Freundschaften wurden gepflegt, neue geknüpft und ein Vertrauen gelebt, das mit einem dicken Vorschuss zum Start der Partnerschaft langsam wuchs und gedieh.
    Bürgermeister Albert Ungermann lobte das Engagement aller am Fest beteiligten Personen und dankte allen, die zum Gelingen beigetragen haben. Ein besonderes Lob erfuhr die Bastelgruppe, die u.a. auch für das Schmücken des Ortskerns Verantwortung getragen hatte.
    Mit beiden Nationalhymnen, angestimmt vom Chor Belcanto Linsengericht, der neben den französischen Jagdhornbläsern Ralley aux Bois einen besonderen Rahmen gab, ging die offizielle Feier am Samstagvormittag zu Ende.
    Nach einem gemeinsamen Mittagessen ging es am Samstagnachmittag zur Erlebnisführung nach Gelnhausen. „Aus Feinden werden Freunde“ stand auch hier im Mittelpunkt des Themas. Abschluss war auf dem Weihnachtsmarkt in Altenhaßlau, wo seit vielen Jahren auch die berühmten Bresse-Hühner angeboten werden.
    Der Sonntag begann mit einem ökumenischen Gottesdienst, den die Freunde gemeinsam gestalteten. Anschließend wurde am Kriegerdenkmal zu Ehren der Kriegsopfer eine Schale niedergelegt. Dazu spielte der Musikverein Lützelhausen die beiden Nationalhymnen.
    Am Nachmittag traten neben den Jagdhornbläsern auch die Folkloregruppe Les Beaudies Bressans gemeinsam mit Linsengerichter Vereinen auf. Am Abend gab es beim „hessischen Abend“ unter anderem „Handkäs mit Musik“. Nach einer ausgiebigen Feier und einer kurzen Nacht wurden die französischen Freunde am Montagvormittag verabschiedet. Alle Anwesenden waren sich sicher, dass diese außergewöhnliche Verbundenheit zwischen den Orten auch in den kommenden Jahren gelebt werden wird.

"Zu Gast bei Freunden"
Zum Pressebericht Gelnhäuser Neue Zeitung vom 12.12.2023